
Es war natürlich unvermeidbar, dass ich mich auch mit dem Bausatz der XCel Feed Mill beschäftige, der von The N-Scale Architect als Laserbausatz vertrieben wird und sein Vorbild in South Tacoma hat. Ich habe mir von dem nicht allzu günstigen Kit einiges versprochen, war dann aber doch eher enttäuscht. Vieles ist nicht so toll vorbereitet in der Schachtel und ich habe am Ende einiges verändert gegenüber dem mitgelieferten Montageplan.

Das Bahngleis schneidet beim Vorbild in leichtem Winkel durch das Stadtraster und so liegen auch die Anschlußgleise schräg zur Straße. Das Hauptgebäude, das vorne parallel zur Straße und rückseitig parallel zu den Gleisen gebaut ist, hat somit einen Grundriss in Form eines Trapezes. Der Bausatz verzichtet auf dieses Merkmal und versieht das Gebäude mit einem simplen rechteckigen Grundriss. Dies habe ich bei der Umsetzung dem Vorbild angepasst.

Die Fassaden, beim Vorbild aus Sichtmauerwerk, später weiß gestrichen, sind als glatte Holzplatten ausgeführt, wodurch die Oberflächenstruktur des Mauerwerks gänzlich fehlt. Um den Effekt von weiß überstrichenem Mauerwerk zu bekommen, habe ich die Sperrholzplatten erst weiß gespritzt und dann ein Ziegelmuster am Computer gezeichnet, ausgedruckt und mit Nitroverdünnung auf die Wand übertragen (Nitrofrottage). Die gelaserten Wandplatten sind an den Kanten verzapft, was sich nur mit Spachteln und Schleifen kaschieren läßt. Offenbar um diese mühsame Arbeit dem Erbauer zu ersparen, wurde das Gebäude mit Deckleisten an den Gebäudeecken versehen, die es beim Vorbild nicht gibt. Ich habe sie weggelassen.

Die vorgeschlagene Verklebung der Aluminiumwelleindeckung mit Leim ist auch eher keine gute Idee. Ich habe Hoch-leistungskaschierfolie verwendet. Mehrere Schichten aus bauner Farbe und Wash wurden aufgetragen, wobei trotz Mattspray noch ein leichter Glanz auf den Aluflächen verblieb. Verschiedene Tore und Türen sind an den Fronten zu finden. Im Modell sind diese durchweg im Stile verglaster Terrassentüren ausgeführt, was den etwas seltsamen Eindruck eines restaurierten niedersächsischen Hallenhauses vermittelt. An der Gleisseite gibt es beim Vorbild eine Laderampe, die in der Modellumsetzung fehlt. Der Bauteil mit Elevator, Silos und Verladeeinrichtungen folgt im Original der Gleislage, ist also schräg zur Strasse und zum Hauptgebäude angeordnet. Im Übergang von einem zum anderen Gebäudeteil gibt es schiefwinklige Füllbauten, die im Modell entsprechend der vorgesehenen stur orthogonalen Anlage fehlen und ergänzt werden mussten. Wahrscheinlich im Rahmen dieser Bereinigung ist eine strassenseitige Freitreppe, die zu einer Tür im Obergeschoss führt, vollständig entfallen. In meiner Bastelkiste war eine Treppe zu finden, die ich nur etwas kürzen musste.

Das eigentliche Mühlen- und Mischergebäude hat ein leicht geneigtes Satteldach, auf dem verschiedene technische Bauteile aufsitzen. Beim Modell wird das Dach als Flachdach mit Ziergiebeln ausgeführt, was keinen rechten Sinn macht. Ich habe es aber so belassen, da ich nicht so rasend viel ändern wollte. Die Fensteröffnungen sind beim Vorbild teilweise durch geschlossene Blechklappen ersetzt, was im Bausatz nicht dargestellt ist.

Recht dramatisch verändert ist im Bausatz die Ausführung der Getreideaufzüge. Der zentrale Elevator fehlt ganz, er wurde durch zwei kleinere Teile ersetzt, die mit ihren dicken Standfüssen recht spielzeugartigen Charakter haben. Ich habe daher einen neuen zentralen Aufzug gebaut. Er bekommt Stabilität durch ein Messingrohr, durch das eine M2-Gewindestange gesteckt ist, die mit dem Modulbrett verschraubt ist. Wegen der falschen Elevatoren im Bausatz laufen alle Schüttrohre im falschen, nämlich zu schwach geneigten Winkel, außerdem entsprechen Positionen der Elevatoren und sämtliche Rohrleitungen nicht einer betrieblich sinnhaften Anordnung. Diese habe ich alle nach Vorbildfotos neu bestimmt. Die Schüttrohre, die über große Spannweiten laufen, sind beim Vorbild mit Unterspanngurten versehen, die in der Modellumsetzung fehlen und von mir aus 0,3mm Polystyrolprofilen gebaut wurden. Die Schüttrohre sind mit 1 mm Draht wiedergegeben, was bei im Vergleich mit anderen Modellen in 1:160 unüblich dünn ist und selbst für exakt maßstäbliche Darstellung etwas unterdimensioniert. Da viele Kleinteile aus Not überdimensioniert ist, ist dies etwas unproportioniert in der Wirkung. Ich habe sie durch solche aus 2mm Polystyrol Rundprofil ersetzt.

Arbeitsplattformen und Wartungsleitern samt Sicherheitskörben an den Elevatoren fehlten im Bausatz völlig. Hier hatte ich aber passende Ätzplatinen vorrätig. Die hier aufgesetzten Wellblechsilos ebenso wie die beiden auf der Nordseite sind als Resingußteile ausgeführt. Aufgesetzte Verstärkungen und Stützen sind als dünnes Sperrholz gelasert und müssen erst gebogen und dann verleimt werden. In zwei Fällen lag der Laserschnitt so auf dem Brettchen, dass die außenliegende Maserung quer zur Biegerichtung verläuft, die hauchdünnen Brettchen brechen also zwangsweise beim Biegen. Auch hier soll die Verklebung von Holz und Resin mit Klebefolie stattfinden, was nicht hält. Ich habe dann Sekundenkleber verwendet. Die hauchdünnen gelaserten Stützen der Wellblechsilos sind beim Original durch kreuzweise Streben verstärkt, die im Modell fehlen. So wie geplant, können die Silos nicht halten und die Stützen würden brechen. Als Ersatz kommt nur eine Verschraubung im Zentrum des Silos in Frage, die im Bausatz nicht vorgesehen war. Die Ausführung der Resingüsse ist zudem sehr unsauber. Man sieht deutliche Nähte, der Querschnitt der Silos entfernt sich teilweise deutlich vom Kreis.

Das Mischergebäude ist in der Höhe stark eingekürzt, ein ganzes Stockwerk samt Fenstern ist nicht dargestellt. Damit einhergehend ist auch die älteste Betonsilogruppe zu niedrig dargestellt. Das Dach über diesen Betonsilos ist im Vorbild ein Achteck, im Modell als Viereck vorgesehen, was aber leicht zu ändern war. Die vorgesehene Nachbildung von Dachpappe mit bedrucktem Papier ist weder von der Oberfläche, noch von der Farbe, noch von der Haltbarkeit eine geeignete Umsetzung. Ich habe dies durch 600er Schmirgelpapier ersetzt. Die aus Blechplatten geschweißten Silos der letzten Bauergänzung haben schließlich eine viel zu grobe Darstellung der Schweißnähte, wofür mir aber keine Lösung eingtefallen ist. Diese Blechsilos sind im Modell überhaupt nicht mit Förderbändern o.ä. mit der restlichen Anlage verbunden, alle Teile dazu fehlen. Es aber gibt es einen Wartungssteg zu diesen Silos, dessen gelaserte Geländer etwas dick erscheinen, die Rohrleitung habe ich ergänzt.

Die beiden vorderen Trichtersilos zur Lkw-Verladung sind nach Plan im Bausatz falsch positioniert. Der hintere Trichtersilo ist zu schmal ausgeführt, ein Lkw kann nicht wie gedacht zwischen den Stützfüssen stehen. Damit einhergehend und auch durch die zu niedrige Ausführung des Mischergebäudes verursacht, war im Bausatz das Förderband, das schräg aus der Fassade sticht und diese Trichtersilos versorgt, weggelassen und durch ein unsinniges, flach geneigtes Rohr ersetzt, das eher an eine Regenrinne erinnert. Hier habe ich mit Ätzteilen eine entsprechende kleine Förderbrücke ergänzt. Die Geländer an den Dachkanten dieser Silos fehlten, auch hier kamen Ätzteile zum Einsatz.

Wesentliches Merkmal der Anlage ist eine Betonmauer zwischen Silos und Gleis, die eventuell die Blechsilos vor entgleisenden Wagen schützen sollte. Diese Mauer fehlt im Bausatz. Die Dachflächen und Aufbauten aller Gebäude habe ich am Schluß noch mit gelbgrauer matter Sprühfarbe etwas verschmutzt, um die Farbkontraste zu mildern. So habe ich mich langsam durchgearbeitet und immerhin etwa 100 Stunden mit dem Bausatz verbracht.
